Gegenwertig wird die orale Langzeitintubation und Frühtracheotomie bevorzugt. Meine Einwände dagegen [1,2] haben auch in Lörrach wenig Beachtung gefunden- daher diese erneute Darstellung:
1. Der orale Tubus stört die meisten Patienten sehr, umso mehr wenn mit einem Guedel zusätzliche Reflexe am Zungenhintergrund stimuliert werden. Wenn der stimulierte Schluckreflex zu einer Würgereaktion führt, hat dies eine selbstverstärkende Wirkung. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, wie die Mitarbeiter untätig beobachtend an einem würgenden Patienten herumstehen. Um diese zu dämpfen, wird meistens eine starke Analgosedation nötig. Dabei ist es nur selten möglich, eine Eigenatmung zu stimulieren. Somit führt die orale Intubation (bei sonstigen Nebenwirkungen) zu einer erschwerten Entwöhnung und oft verlängerten Beatmungsdauer, was wiederum mit Nebenwirkungen verbunden ist.
2. Der nasale Tubus führt recht früh zu einer Verschattung der Nebenhöhlen. Das tut eine nasale Magensonde auch. Diese Verschattung mit einer Sinusitis gleichzustellen, und wiederum für die häufigen Beatmungspneumonie verantwortlich zu machen, ist eine unbelegte Behauptung [3]. Es fehlen ganz wissenschaftliche Untersuchungen, die infektiöse Komplikationen bei der orale Intubation oder Tracheotomie anders darstellen wie sonst. Die einzigste kontrollierte Studie zum Thema erbrachte keinen Vorteil für die orale Intubation in dieser Hinsicht [4]. Nur selten hat eine tatsächlich feststelbare Sinusitis uns zu einer Tracheotomie gezwungen. Hingegen erlaubt die viel geringere Reflexprovokation (ggü. dem oralen Tubus) eine geringere Sedation mit besserem Entwöhnung und zugleich ohne die schweren Nebenwirkungen einer Tracheotomie, vorausgesetzt der Patient kann innerhalb 3-4 Wochen extubiert werden.
3. Während die Tracheotomie früher mit einer gewissen Mortalität und verschiedene Langzeitkomplikationen verbunden wurde, wird dies nicht mehr vordergründig erwähnt. Eine Literaturstudie dazu, die ich 1999 durchgeführt habe, zeigte ebenfalls keine Hinweise darauf. Gegenüber meiner eigenen Beobachtungen (eine Beinahe-Todesfall bei der Tracheotomie und schätzungsweise 25% subglottische Stenosen danach, unabhängig von der traditionelle Methode und der Punktionstracheotomie) gehe ich eher von einer Verschweigung der Komplikationen aus. Es ist jedoch eine alte Beobachtung, daß bei der Tracheotomie die Barriere für Lungenentzündungen stark herabgesetzt ist und das praktisch jeder tracheotomierte Patient eine Pneumonie bekommt. Es ist zwar aus anderen Gründen die Tracheotomie manchmal nötig, aber nicht um eine Pneumonie zu verhindern.
Zusammenfassend erlaubt uns die nasale Intubation, den Patienten mehr aggressiv zu entwöhnen, in der Hoffnung wir können eine Extubation erreichen bevor die Tracheotomie erforderlich wird. Daher finde ich daß jeder Patient, der nicht rasch innerhalb wenigen Stunden extubiert werden kann, umintubiert gehört, sowohl aus humanen wie auch aus medizinischen Gründen, sollte es zwischen den beiden einen Widerspruch geben [1,2,3,4].
Literatur