Der letzte Alarm

Stell dich mal vor,
           du würdest schwer krank,

und kam auf unserer Intensivstation.

 

Du warst doch immer so stark,

ging jeden Risiko ein, aber

jetzt fürchtest du um deinen Leben.

Vielleicht hörst du den letzten Alarm,          

der deinen Abgang signalisierst?

Dieses Mal war es wohl nicht,

sie hat den einfach abgestellt

und das Papier, was jeden Tag

einen Eimer füllt, gestoppt.

 

Öfters sind es die Alarme der anderen.

Man hört sie alle sehr gut hier,

und in der Regel regt es keiner auf,

außer eben dich selbst.

Doch neulich (war es gestern?)

ist einer drüben gestorben.

Sie hatten hart gekämpft,

doch später fragten sie warum,

unter sich, versteht sich.

 

Mit dir redet man nur nettes Zeug:

Hunger, Durst, Stuhl und Wasserlassen

nein, pinkeln nennt man es hier,

und gelegentlich fragt man dich nach Schmerzen,

aber die Schmerzen selber sind immernoch dar.

 

Dann kommen viele Menschen auf ein Mal!

Einer von ihnen murmelt vor sich hin,

die anderen nicken, fragen, sagen;

bloß keiner fragt dich etwas,

nur das Wort „verwirrt“ verstehst du.

Zum Glück ist es schnell vorbei,

ohne zu begrüßen kamen sie,

und ohne sich zu verabschieden, waren sie wieder weg.

 

Du hast wohl das Vertrauen mißbraucht,

daher bist du festgebunden worden

fixiert, nennen sie es

das machst dich noch wütender,

noch weniger vertrauensvoll.

Zumindestens bekommst du jetzt etwas

wovon du wunderschön schlafen kannst.

 

Endlich kann man reden,

von den Fesseln befreit,

nur Oma ist nicht dabei.

Sie war da, sagt man,

doch konnte sie nicht so lange stehen

wie die andere vor der Tür warten müssten.

Warum müssen die Familie so schnell wieder gehen?

Jetzt bist du wieder den Alarmen ausgeliefert,

die dich Tag und Nach wachhält,

vielleicht hörst du noch dein eigenen, letzten Alarm?

 

Stell dich vor, daß du schwer krank wird.

Stell dich das schon öfters vor,

und sorg dafür, daß es anders erlebt wird.

 

 

J. Schou 3.8.99
(Korrektur Peter Herion)